Der Verlauf der Wechseljahre

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Welche Veränderungen können mich zu welchem Zeitpunkt in den Wechseljahren erwarten? Bis wann kann ich eigentlich noch schwanger werden? Und woran merke ich überhaupt, dass die Wechseljahre begonnen haben? Die hormonelle Umstellung von der fruchtbaren Lebenszeit zu den ersten Zyklusschwankungen bis zum Erreichen des neuen hormonellen Gleichgewichts lässt sich in vier Phasen unterteilen: die Prämenopause, Perimenopause, Menopause und Postmenopause. Die nachfolgende Grafik bietet dir nochmal einen guten Überblick über den Verlauf der einzelnen Abschnitte, die wir im folgenden nach und nach beleuchten:
Diagramm des Hormonverlaufs von Östrogen und Progesteron über den Zeitraum der Wechseljahre hinweg. Der Östrogenverlauf wird durch eine kornblumenblaue Linie abgebildet, der Progesteronverlauf durch eine nachtblaue Linie. Die senkrechte Achse stellt den Hormonspiegel dar, die waagerechte Achse das Alter. Das Diagramm ist in 3 Spalten unterteilt: Prämenopause in pastellrosa von circa 13 bis 40 Jahren, Perimenopause in hellflieder ab 40 bis circa 52 Jahren und Postmenopause und bordeauxrot ab circa 52 Jahren. Mit der ersten Menstruation vom ungefähr 13. Lebensjahr bis zum Ende der Prämenopause zum ungefähr 40. Lebensjahr sinkt die Progesteronlinie langsam kurvenartig ab. Währenddessen bleibt die Östrogenlinie auf einem stabilen hohen Niveau. Während der Perimenopause bleibt die Progesteronlinie auf einem niedrigen Niveau und flacht langsam weiter ab. Die Östrogenlinie bleibt bis zur späten Perimenopause auf einem hohen Niveau und fällt dann in einer steilen Kurve bis zum Eintritt der Menopause zum circa 52. Lebensjahr stark ab. Ab der Menopause und dem Beginn der Postmenopause über das 60. Lebensjahr hinaus bleiben beide Linie auf einem konstant niedrigen Niveau.
Sind sie schon da? Bislang lässt sich häufig nicht eindeutig feststellen, in welcher Phase sich eine Person in den Wechseljahren befindet und somit gibt es bisher keine klare ärztliche Diagnose. Als Kriterien gelten daher meist das Alter, Unregelmäßigkeiten im Zyklus sowie die Erfassung häufiger Beschwerden mittels Fragebogen (Menopause Rating Scale). Da der Hormonspiegel in dieser Zeit stark schwankt, sind Blutuntersuchungen allein nicht aussagekräftig.

Phase 1: Prämenopause

Die Phase vor dem Beginn der Wechseljahre beschreibt die gesamte fruchtbare Lebenszeit – von der Pubertät bis zum Ausbleiben der ersten Monatsblutungen in der Perimenopause. Ungefähr ab dem 40. Lebensjahr nimmt die Funktion der Eierstöcke ab und die Produktion von Progesteron sinkt, während der Östrogenspiegel vorerst noch konstant bleibt. So kommt es in der sogenannten späten Prämenopause zu ersten kleinen Veränderungen im Zyklus – beispielsweise ist die Periode in einigen Monaten etwas kürzer oder länger bzw. schwächer oder stärker, trotz dass sie noch regelmäßig stattfindet. Das ist das erste Signal dafür, dass sich die Wechseljahre ankündigen.
Tipp: Vor allem wenn du nicht hormonell verhütest, ist Zyklustracking ab Ende 30 besonders sinnvoll. So kannst du auch kleinere Veränderungen in deinem Zyklus gezielt nachverfolgen und bemerkst den Eintritt in die Wechseljahre frühzeitig. Das kann für dich insbesondere wichtig sein, wenn du noch einen offenen Kinderwunsch hast, da sich dein fruchtbares Zeitfenster bald schließt. Wie genau du deinen Zyklus nachverfolgst, kannst du z. B. in unserem anderen Kurs zum Thema Zyklusbewusstsein erfahren.

Phase 2: Perimenopause

Die Perimenopause stellt den Übergang zwischen der fruchtbaren und unfruchtbaren Lebensphase dar – hier fangen also die Wechseljahre an. Durch die zuerst abnehmende Produktion von Progesteron und anschließend auch Östrogen geraten die Hormone ins Ungleichgewicht. Insbesondere die in dieser Phase extrem schwankenden Östrogenwerte lösen viele Beschwerden aus. So kommt es zu einem unregelmäßigen Zyklus, dem häufig ersten Anzeichen der Wechseljahre. Diese Phase kann bereits um die zehn Jahre vor der Menopause beginnen, d. h. durchschnittlich im Alter von Mitte 40.
Hinweis: Das Alter für den Beginn der Wechseljahre kann individuell sehr unterschiedlich sein und stark von den Durchschnittswerten abweichen. So können auch erste Unregelmäßigkeiten im Monatszyklus in den 30er Lebensjahren auf die Wechseljahre hindeuten. Wenn das Klimakterium bereits vor dem 40. Lebensjahr beginnt, wird von vorzeitigen Wechseljahren gesprochen – was ca. 2 Prozent betrifft. In solchen Fällen liegt häufig eine genetische Veranlagung in der Familie vor.
Diese Phase lässt sich in zwei Zeiträume einteilen:
  1. Frühe Perimenopause: Das Absinken von Progesteron führt zu ersten Unregelmäßigkeiten im Zyklus. Diese Abweichungen vom gewohnten Zyklus äußern sich z. B. durch ausbleibende Perioden, unterschiedliche Periodendauern, Zwischenblutungen oder Veränderungen in der Stärke der Blutungen. Diese Unregelmäßigkeiten werden häufig von Schlafproblemen wie Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen begleitet. Kopfschmerzen, Wassereinlagerungen und Brustspannen sind ebenfalls keine Seltenheit. Während der Menstruation kann vermehrt Brain Fog auftreten.
  2. Späte Perimenopause: Dieser Zeitraum beginnt, sobald die Häufigkeit der Menstruationen soweit nachgelassen hat, das sie mindestens 3 Monate auseinanderliegen. Da nun sowohl die Produktion von Progesteron als auch von Östrogen weiter absinkt, werden die Beschwerden oft intensiver und sind ca. 3 bis 4 Jahre vor der Menopause besonders stark spürbar. Häufige Beschwerden sind Schlafstörungen, Schlaflosigkeit, Hitzewallungen, (nächtliche) Schweißausbrüche, Brain Fog, Erschöpfung, Gewichtsveränderungen, Stimmungsschwankungen, Ängstlichkeit, Depression und Suizidalität, Traurigkeit, Vergesslichkeit, eine höhere Schmerzempfindlichkeit, PMS und Gereiztheit.
Ab dieser Phase ist die Fruchtbarkeit eingeschränkt. Das bedeutet zwar, dass mit der Abnahme von Eizellen die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass eine Schwangerschaft eintritt, aber dass dies trotzdem möglich ist. Auch wenn die Menstruation nur gelegentlich eintritt, sind Personen zu diesem Zeitpunkt grundsätzlich noch fruchtbar. Wenn du also keinen Kinderwunsch hast, ist es wichtig, weiterhin zu verhüten. Die allgemeine Faustregel lautet: Betroffene im Alter von über 50 Jahren sollten noch ein Jahr nach ihrer letzten Regelblutung verhüten. Bei Betroffenen unter 50 Jahren wird eine Verhütungsdauer von zwei Jahren nach der Menopause empfohlen. Falls du eine Alternative zur hormonellen Verhütung wünschst oder mögliche Risiken abklären möchtest, wende dich zur Beratung am besten an eine gynäkologische Fachperson. Auch unabhängig von der Fruchtbarkeit bleibt es wichtig, sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten zu schützen!
Hinweis: Wenn du während dieser Zeit hormonell verhütest, merkst du möglicherweise nichts von den Zyklusunregelmäßigkeiten. Achte in diesem Fall verstärkt auf die anderen Symptome, denn die hormonelle Verhütung vermindert die klimakterischen Beschwerden teilweise.

Menopause

Die Menopause (men für Monat und pause für Ende) markiert den Moment der letzten Regelblutung im Leben. Dieser Zeitpunkt kann erst rückwirkend eindeutig festgestellt werden, nämlich dann, wenn die letzte Monatsblutung 12 Monate her ist. Das durchschnittliche Eintrittsalter liegt zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr – dies kann jedoch wieder von Person zu Person abweichen. Während dieser Zeit kommt es zu einem starken Abfall der Östrogenproduktion, was neben einigen Beschwerden auch positive Auswirkungen haben kann. So kann es beispielsweise vorkommen, dass sich gutartige Knoten in der Gebärmutter (Myome) oder Endometriose zurückbilden.
Der Zeitpunkt der Menopause stellt das Ende der reproduktiven Phase dar, denn nun sind alle ovariellen Reserven (Eizellen) in den Eierstöcken aufgebraucht – eine Schwangerschaft ist hiernach also äußerst unwahrscheinlich.

Phase 3: Postmenopause

Die letzte Phase der Wechseljahre beginnt nach dem Zeitpunkt der Menopause (post bedeutet nach) und dauert bis zum Ende des restlichen Lebens an. Insgesamt stellt sie damit ungefähr 30 Prozent der Lebenszeit einer Frau dar. Zu Beginn dieser Zeit fällt die Östrogenproduktion noch etwas weiter ab. Sowohl Östrogen als auch Progesteron werden fortan nur noch in kleinen Mengen produziert. Es dauert oft zwischen zwei bis fünf Jahren, bis sich die Hormone auf niedrigem Niveau eingependelt haben und sich der Körper an das niedrige Hormonlevel angepasst hat. Aus diesem Grund wird die Postmenopause in zwei Zeiträume unterteilt:
  1. Frühe Postmenopause: Die ersten ca. 3 bis 4 Jahre dieser Phase werden häufig ähnlich erlebt wie die späte Perimenopause. In dieser Zeit kann der stark abgefallene Östrogenspiegel weiterhin zu vielen und starken Beschwerden führen. Besonders häufig werden in diesem Zusammenhang Symptome wie Hitzewallungen, (nächtliche) Schweißausbrüchen, Brain Fog und Stimmungsschwankungen genannt.
  2. Späte Postmenopause: Die letzte Phase der Wechseljahre tritt nach ca. 4 bis 6 Jahren nach der Menopause ein und wird von Person zu Person wieder sehr unterschiedlich erlebt. Während bei einigen die Symptome wieder zurückgehen, bleiben sie bei anderen bestehen oder verschlechtern sich weiter. Bislang ist unklar, warum die Entwicklung der Symptome von Person zu Person so unterschiedlich verläuft. Die gute Nachricht ist jedoch: Durchschnittlich ist diese Zeit (ab dem 60. Lebensjahr) die glücklichste Lebensphase von Frauen. Durch Umstrukturierungen in der Amygdala – dem Zentrum der Kontrolle von Emotionen unseres Gehirns – empfinden Frauen ab diesem Zeitraum weniger starke negative Emotionen und können störende Dinge eher mit einem „Schulterzucken” abtun. Positive Emotionen werden jedoch weiterhin gleich stark wahrgenommen. So fühlen sich Frauen in diesen Lebensjahren entscheidungsfreudiger, durchsetzungsfähiger und klarer in ihren Bedürfnissen.
Obwohl sich die Hormone mit der Zeit auf einem niedrigeren Niveau einspielen, kann der anhaltende Östrogenmangel während dieser Phase entsprechende Effekte auf den Körper haben. Hierzu gehören neben den zuvor genannten Symptomen vor allem:
  • trockene Schleimhäute, die zu Scheidentrockenheit und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen können
  • Harninkontinenz
  • ein höheres Risiko für Osteoporose (Knochenschwund) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Gewichtszunahme
  • kognitive Einschränkungen, die sich bei einigen Betroffenen im Laufe des Lebens leider weiter verschlechtern und Alzheimer begünstigen
Diese körperlichen Auswirkungen sind individuell sehr verschieden – manche Menschen erleben kaum Beschwerden, andere spüren deutliche Veränderungen.

Nun hast du dir bereits ganz viel Wissen über die hormonellen Veränderungen sowie den Verlauf der Wechseljahre angeeignet und ein paar erste Einblicke zu den möglichen Beschwerden bekommen. In der nächsten Lektion erhältst du einen detaillierten Überblick zu den einzelnen Beschwerden, denn die Symptome in den Wechseljahren können sehr vielfältig sein. Da dein Lebensstil einen wesentlichen Einfluss auf die Symptome und deine Gesundheit hat, beschäftigen wir uns anschließend aktiv damit, wie du dein Wohlbefinden während dieser Lebensphase ganzheitlich steigern kannst!
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
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