Wechseljahresbeschwerden im Überblick

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Fragst du dich, welche Beschwerden im Laufe der Wechseljahre auf dich zukommen könnten? Oder ob deine aktuellen Veränderungen mit dem Klimakterium zusammenhängen? Wie du vielleicht schon gemerkt hast, erleben Menschen die Wechseljahre ganz unterschiedlich – sowohl was die Dauer und Intensität betrifft als auch die Art der Symptome. Eine Faustregel lautet: Etwa ein Drittel hat keine Beschwerden, ein Drittel milde bis mittlere und ein weiteres Drittel erlebt Symptome, die den Alltag stark belasten können. Damit du besser einschätzen kannst, was dich erwartet, haben wir die typischen Beschwerden in drei Gruppen unterteilt: psychologische, neurologische und körperliche Symptome.
Hinweis: Hast du seit einiger Zeit Zyklusschwankungen, die du dir nicht erklären kannst? Bemerkst du, dass sich etwas in deinem Körper verändert und vermutest, du könntest in die Wechseljahre kommen? Im Anhang dieser Lektion findest du eine Symptom-Checkliste nach der offiziellen Menopause Rating Scale (MRS). Sie hilft dir, einen Überblick über deine aktuellen Beschwerden zu bekommen. Nimm die ausgefüllte Checkliste zu deinem nächsten ärztlichen Termin mit, denn so bist du ideal auf euer Gespräch und mögliche nächste Schritte vorbereitet! Allgemein gilt: Solltest du dir wegen neu auftretender Symptome unsicher sein, sprich unbedingt mit deinem Arzt bzw. deiner Ärztin!

Psychologische Symptome

Die Wechseljahre bringen oft psychische Beschwerden und Veränderungen in der Gefühlswelt mit sich. Besonders betroffen sind Menschen, die bereits früher mit Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen zu tun hatten. Aber auch neue Herausforderungen im Alltag – wie der Auszug der Kinder, Veränderungen im Job oder die Pflege von Angehörigen – können in dieser Lebensphase zusätzlich belasten.
Die am häufigsten verbreiteten psychologischen Symptome während der Wechseljahre sind Reizbarkeit und bei ca. 60 Prozent der Betroffenen eine gesteigerte Ängstlichkeit. Auch Panikattacken und depressive Symptome können in dieser Zeit verstärkt auftreten. Während die Mehrheit der Personen in den Wechseljahren zumindest eine (zeitweilige) depressive Verstimmung erleben, kann daraus in schweren Fällen sogar eine behandlungsbedürftige Depression entstehen. Eine große europäische Studie (2009) mit fast 9.000 Frauen hat gezeigt: In der (späten) Perimenopause ist das Risiko für Suizidgedanken fast siebenmal so hoch – auch bei Frauen, die zuvor keine psychischen Herausforderungen hatten. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, aufmerksam zu bleiben, deine Gefühle und Gedanken ernst zu nehmen und dir frühzeitig Hilfe zu holen, wenn du alleine nicht weiter weißt.
Wichtig: Fühlst du dich in letzter Zeit häufig niedergeschlagen, traurig, bedrückt oder hoffnungslos und hast deutlich weniger Freude an Dingen, die du sonst gerne machst? Oder hast du Lebensüberdruss- bzw. Suizidgedanken? Wenn du dir unsicher bist, ob du eine Depression haben könntest und dir professionelle Unterstützung suchen solltest, fülle den PHQ-9-Depressionsfragebogen schnell und einfach online aus und hole dir so eine konkretere Einschätzung. Hier findest du auch direkt Kontakte, die dir im Notfall – zusätzlich zu den psychologischen Ansprechpersonen auf der Evermood Plattform – weiterhelfen können!

Neurologische Symptome

Viele Beschwerden in den Wechseljahren sind Symptome des Zentralen Nervensystems (ZNS), die auf die hormonellen Schwankungen und den Östrogenmangel zurückzuführen sind. Dazu zählen nicht nur eine höhere Schmerzempfindlichkeit, Tinnitus und eine Verschlechterung der zyklusgebundenen Epilepsie – etwa die Hälfte der Betroffenen berichtet auch von Stimmungsschwankungen. Sowohl die Hormonschwankungen als auch deren Folgen – wie Schlafstörungen – führen oft zu körperlicher und emotionaler Erschöpfung sowie Fatigue.
Weitere häufige neurologische Symptome sind die folgenden:
  • Hitzewallungen: Ein plötzlich ansteigendes Wärmegefühl – meist ausgehend von der Brust- und Halsregion – zählt zu den häufigsten Symptomen. Etwa 75 Prozent der Betroffenen erleben Hitzewallungen, oft begleitet von (nächtlichen) Schweißausbrüchen, heftigem Herzklopfen oder Schwindelgefühlen. Diese Wallungen dauern meist nur wenige Sekunden bis Minuten und können mehrmals täglich oder nur wenige Male pro Woche auftreten.
  • Herzbeschwerden: Manche Betroffene spüren rasende, stolpernde oder fast aussetzende Empfindungen im Herzen, die oft unbedenkliche Herzrhythmusstörungen darstellen. Treten solche Beschwerden unabhängig von Hitzewallungen auf, kann eine medizinische Abklärung sinnvoll sein.
  • Schlafstörungen: Die meisten Betroffenen haben Ein- und Durchschlafstörungen, häufig in Zusammenhang mit nächtlichen Schweißausbrüchen sowie Hitzewallungen. Durch das lange Wachliegen, den unruhigen Schlaf oder das häufige nächtliche Aufwachen können in der Folge auch vermehrt Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Gereiztheit und Konzentrationsstörungen tagsüber auftreten. Zu wenig Schlaf kann zudem eine Gewichtszunahme und Depressionen begünstigen.
  • Schwindelgefühle: Sowohl Östrogen als auch Progesteron beeinflussen die Funktion des Innenohrs. Ist diese beeinträchtigt, kann Schwindel entstehen. Auch Dehydrierung kann Schwindelgefühle verstärken – etwa durch häufige Hitzewallungen oder nächtliches Schwitzen.
  • Gedächtnisprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten & Brain Fog: Fast zwei von drei Betroffenen bemerken Veränderungen in ihrer Gehirnfunktion, vor allem was das Erinnerungsvermögen, die Sprache und Aufmerksamkeit angeht. So fällt es ihnen z. B. schwerer, Namen oder Informationen abzurufen. Häufig ist dies verbunden mit dem Gefühl, dass einem das Wort auf der Zunge liegt.
  • Kopfschmerzen & Migräne: Hormonschwankungen können schmerzhafte Migräneanfälle auslösen, die ggf. mit Übelkeit sowie Licht- und Geräuschempfindlichkeit einhergehen. Betroffene erleben in dieser Zeit häufig isolierte Migräne-Auren mit Seh-, Sprach- oder Gefühlsstörungen – ohne begleitenden Kopfschmerz. Besonders bei Migränepatient:innen treten Migräneattacken heftiger und häufiger auf als in früheren Lebensphasen. In selteneren Fällen sind auch Personen betroffen, die vorher keine Probleme mit Kopfschmerzen oder Migräne hatten.
  • Kribbeln & schockartige Empfindungen in Extremitäten: Der sinkende Östrogenspiegel kann zu einem vorübergehenden Unwohlsein in Armen, Händen, Beinen oder Füßen führen. Das kann sich wie Kribbeln unter der Haut oder wie ein leichter Stromschlag anfühlen. Diese Empfindungen sind harmlos, aber häufig unangenehm.

Körperliche Symptome

Die Wechseljahre können außerdem eine Reihe von körperlichen Symptomen mit sich bringen, wie beispielsweise Wassereinlagerungen und Haarausfall. Viele Betroffene berichten zudem oft über Verdauungsprobleme wie saures Aufstoßen, Durchfall oder Blähungen. Weitere häufige körperliche Beschwerden sind:
  • Veränderungen der Haut: Durch den Östrogenmangel verliert die Haut an Elastizität und Festigkeit und wird trockener und empfindlicher. Das kann zu vermehrtem Juckreiz führen. Auch Hautunreinheiten wie Pickel und Akne können zunehmen. Gleichzeitig produziert die Haut mit zunehmendem Alter weniger Melanin – sie ist dadurch anfälliger für Sonnenbrand und die Bildung von Falten.
  • Gewichtszunahme & -umverteilung: Veränderungen im Stoffwechsel und ein sinkender Energieverbrauch führen bei vielen Betroffenen zu einer veränderten Körperform. Während die Muskelmasse ab- und die Fettmasse zunimmt, wächst bei vielen Betroffenen insbesondere der Bauchumfang (viszerales Fett). Dieses Bauchfett steht in Verbindung mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Durch die Wechseljahre steigt das Risiko für Bluthochdruck, Arteriosklerose (Verkalkung der Blutgefäße) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im Zusammenhang hiermit spielen auch die oft erhöhten Cholesterinwerte eine wichtige Rolle, welche die Entstehung von Blutgerinnseln, Herzinfarkten und Schlaganfällen begünstigen können. Tatsächlich sind Personen in den Wechseljahren sogar statistisch öfter von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen zu den häufigsten Todesursachen – sie sollten daher nicht unterschätzt werden.
  • Atem-, Stimm- & Lungenprobleme: Ähnlich wie bei den Hautveränderungen können auch die Schleimhäute im Atemtrakt austrocknen, wodurch die Bronchien schneller gereizt und die Lungenfunktion beeinträchtigt werden kann. Auch die Stimme verändert sich: Sie wird oft tiefer, brüchiger und ermüdet schneller. Manche Betroffene leiden zudem lange an Reizhusten, Kurzatmigkeit oder häufigem Räuspern, ohne erkältet zu sein.
  • Blasenschwäche & Inkontinenz: Besonders in der Postmenopause kann eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur zu Inkontinenz oder einer Reizblase führen. Inkontinenz zeigt sich durch leichtes Harnträufeln und unwillkürlichen Urinabgang, z. B. bei körperlicher Belastung, Niesen, Husten oder Lachen. Eine Reizblase kann durch vermehrten Druck der anderen Organe auf die Blase entstehen – Betroffene verspüren dann schon bei wenig Füllung häufigen Harndrang.
  • Harnwegsinfekte: Auch die Blasenschleimhäute und das Scheidenmilieu verändern sich und sind dadurch anfälliger für Infektionen mit Bakterien oder Pilzen. Infolgedessen können Blasen- und Harnröhrenenzündungen häufiger auftreten.
Neben diesen allgemeinen körperlichen Symptomen gibt es eine Reihe von Beschwerden, die insbesondere die Geschlechtsorgane sowie das Knochen-, Gelenk- und Muskelsystem betreffen.

Geschlechtsorgane & Libido

Auch die Geschlechtsorgane selbst sind häufig von den Veränderungen in den Wechseljahren betroffen. Zu den typischen Beschwerden gehören:
  • Zyklusschwankungen & -veränderungen: Wie du bereits erfahren hast, ist ein unregelmäßiger Zyklus ein erstes Zeichen für den Beginn der Wechseljahre. Die Menstruation kann hierbei leichter oder stärker, länger oder kürzer, häufiger oder seltener auftreten. Auch Zwischenblutungen und sehr starke Perioden können zu den Beschwerden gehören. Sind die Blutungen besonders stark und halten lange an, können eine erhöhte Abgeschlagenheit und Müdigkeit in Folge eines Eisenmangels auftreten. In solchen Fällen können eine ärztliche Abklärung und ggf. eine gezielte Eisenzufuhr helfen.
  • Brustspannen: Empfindliche, sich wund anfühlende, spannende oder schmerzende Brüste – ähnlich wie in der Zeit vor der Periode, während der Schwangerschaft oder zur Stillzeit – sind oft ein erstes Anzeichen der Perimenopause. Es kann auch zu brennenden und pochenden Empfindungen sowie empfindlichen Brustwarzen kommen. Auch können knotige Veränderungen im Brustgewebe auftreten. Diese sind meist unbedenklich, eine ärztliche Abklärung kann aber sinnvoll sein. Gewöhnlich lassen die Brustschmerzen im Laufe der Wechseljahre wieder nach.
  • Scheidentrockenheit & Schmerzen beim Geschlechtsverkehr: Auch die Schleimhäute im Genitalbereich werden trockener und dünner. Das kann zu Juckreiz, Brennen, Schmerzen und Entzündungen im Intimbereich führen. Der Geschlechtsverkehr wird dadurch für viele Betroffene unangenehm oder schmerzhaft. Häufig wird zusätzlich ein Wundgefühl oder ein Gefühl von innerer Weite beschrieben.
  • Gesunkene Libido: Ein geringeres sexuelles Verlangen kann nicht nur in Folge der allgemeinen hormonellen Veränderungen auftreten, sondern auch mit unterschiedlichen anderen Symptomen und Faktoren zusammenhängen. Beispielsweise fühlen sich einige Betroffene wegen ihrer körperlichen Veränderungen weniger attraktiv. Bei anderen senkt der Hormonmangel die Erregbarkeit und erschwert diese zusätzlich durch Vaginalschmerzen. Bei anderen ist die hohe Erschöpfung und das allgemeine Unwohlsein durch die Beschwerden ein nicht zu vernachlässigender Faktor.

Knochen-, Gelenk- & Muskelsystem

Mit dem Östrogenmangel verlieren die Knochen, aber auch Gelenke und Muskeln eine wichtige Schutzfunktion. Gleichzeitig beschleunigt sich in den Wechseljahren der Verlust der Knochenmasse sowie Knochendichte – besonders stark ist er jeweils 5 Jahre vor und 5 Jahre nach der Menopause. In diesem Zusammenhang stehen die folgenden häufigen Symptome:
  • Gelenk- & Muskelschmerzen: Da Entzündungen in den Gelenken und Muskeln häufiger vorkommen, fällt es Betroffenen schwer, sich leicht und schmerzfrei zu bewegen. Über 70 Prozent der Betroffenen berichten von solchen Beschwerden – häufig an Füßen, Knien, Schultern, Ellenbogen und Händen. Viele empfinden das als Ganzkörperschmerz. Auch Muskelverspannungen oder menopausenbedingte Arthritis können auftreten.
  • Schmerzende Füße: Mit einem steigenden Körpergewicht, Veränderungen im Bindegewebe sowie Skelettsystem können die Füße schmerzempfindlicher werden. Gleichzeitig kann sich die Fußform verändern, sodass Betroffene ab den Wechseljahren oft größere und breitere Schuhe benötigen.
  • Osteoporose: Sinkt die Knochendichte, erhöht sich das Risiko für Knochenbrüche. Besonders wenn eine Osteoporose besteht, können (osteoporotische) Knochenbrüche schwerwiegende Folgen haben: Ohne chirurgische Versorgung liegt die weibliche Sterblichkeitsrate nach einem Hüftbruch bei bis zu 70 Prozent, mit Operation immer noch bei rund 30 Prozent.
Wusstest du, dass Frauen ihre Knochendichte bis etwa zum 30. Lebensjahr aufbauen können? Bis zu diesem Zeitpunkt überwiegt der Knochenaufbau noch dem Knochenabbau – das ändert sich spätestens ab dem 35. Lebensjahr. Ab dann nimmt der Knochenabbau stetig zu. Im Vergleich: Ab dem 30. Lebensjahr bis zu den Wechseljahren nimmt die Knochendichte ca. 0,5 bis 1 Prozent jährlich ab. Nach der Menopause kann dieser Abbau auf bis zu 3 Prozent jährlich ansteigen.

Nun hast du einen guten Überblick über die häufigsten Wechseljahresbeschwerden bekommen. Wie du siehst, kann diese Lebensphase mit einer ganzen Reihe an körperlichen und seelischen Veränderungen einhergehen – und ja, allein diese Liste wirkt auf den ersten Blick ziemlich überwältigend. Doch hab keine Angst: Du bist damit nicht allein. In diesem Kurs zeigen wir dir, was du aktiv tun kannst, um dich in deinem Körper wieder wohlzufühlen. Schon in der nächsten Lektion geben wir dir einen klaren Überblick über die wichtigsten Lebensbereiche, mit denen du dein Wohlbefinden gezielt stärken kannst. Es wird also ab jetzt konkret darum gehen, wie du Symptome nicht nur lindern, sonder sogar vorbeugen kannst – um deine Wechseljahre ganz gestärkt und selbstbewusst zu erleben!
Dieser Artikel wurde von Evermood erstellt und zuletzt am aktualisiert.
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